Gestern hat sich der FDP-Politiker Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AFD zum Ministerpräsidenten von Thüringen wählen lassen - ziemlich genau 90 Jahre, nachdem die NSDAP in Thüringen zum ersten mal an einer deutschen Landesregierung beteiligt war. Rasch liegen da historische Vergleiche nahe, zumal besagter Thomas Kemmerich (soweit ich weiß, Inhaber ein börsennotierten Friseurkette, die er nach der Wende, aus dem Westen kommend, wahrscheinlich in der "wilden Zeit" der 90er Jahre aufgebaut hatte) mit dem Slogan "Endlich eine Glatze, die in Geschichte aufgepasst hat" für sich geworben hatte.
Das ist schon ausgesprochen putzig - hat Herr Kemmerich ausgerechnet beim Nationalsozialismus geschlafen, oder sieht er sich womöglich in der ehrenvollen Reihe derer, die linke Einflüsse um jeden Preis vom Deutschen Reich ferngehalten haben?
Könnte schon sein - die Mär jedenfalls, dass die Wahl Kemmerichs ein Zu- oder Unfall war, scheint doch gar zu unwahrscheinlich. Dagegen findet man im rechten Spektrum der CDU sehr interessante Aussagen, die deutlich machen, worum es wohl bei der ganzen Sache gegangen ist:
Maaßen: „Hauptsache, die Sozialisten sind weg“
Deutlich wurden die Konflikte innerhalb der CDU auch an den Reaktionen – etwa von Hans-Georg Maaßen. „Die Wahl von Thomas Kemmerich ist ein Riesenerfolg“, sagte der konservative Christdemokrat und Ex-Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz dem Tagesspiegel (hier sein vollständiges Statement). „Ich habe in Thüringen die Wende unterstützt. Hauptsache, die Sozialisten sind weg.“ Kemmerichs Wahl mithilfe der AfD sei „ein Schlag ins Gesicht derjenigen Parteifreunde in der CDU, die lieber eine sozialistische Regierung Ramelow dulden wollten als einen eigenen CDU-Kandidaten bei der Ministerpräsidentenwahl aufzustellen“. Eine Koalition mit der AfD hingegen lehnt Maaßen ab. Er bescheinigte den Rechtspopulisten jedoch, ihre Taktik „war klug“.
Der Bundesvorsitzende der Werteunion, Alexander Mitsch, gratuliert auf Twitter „Thüringen und Deutschland“ zu der Wahl. „Die Vernunft und das bürgerliche Lager“ hätten gesiegt. Auch Maaßen ist Mitglied der Werteunion. Kürzlich wurde er sogar von diesem Kreis als Kandidat für den Posten des Ministerpräsidenten gehandelt.