Högis Cyberspace

Gerhard Höger-Hansens private Website

Nur ganz kurz, denn ich muss auch arbeiten - und möchte mich nur mehr bedingt mit dem Thema belasten: Ein Artikel in "Spektrum der Wissenschaft" mit der Überschrift "Späte Kehrtwende" berichtet, dass nun auch die WHO und das RKI bezüglich der Maskenfrage auf Linie gebracht wurden (oder zur Vernunft gekommen sind, je nach Blickwinkel).

Dabei hatte ich gar nicht den Eindruck, dass der Widerstand der WHO groß gewesen wäre. Ein Papier aus diesem Hause, von der Influenza-Arbeitsgruppe (sorry, ich finde es nicht mehr), hat schon keinerlei Einwände gegen Masken vorgebracht, wenn auch keine hinreichende Evidenz für deren praktische Wirksamkeit aufgelistet.

Ich habe jedenfalls die Gelegenheit ergriffen und auf diesen Artikel eine Leserzuschrift gesandt, die ich (für die Enkelkinder wink) hier wiedergeben möchte:

Sehr geehrte Redaktion,

ich habe eine Anmerkung zum Artikel »Späte Kehrtwende«,

aufrufbar unter https://www.spektrum.de/news/spaete-kehrtwende/1743228

In Ihrem Artikel wird wortreich dargelegt, wie sinnvoll Masken sein können, um die Verbreitung von Viren zu stoppen. Es leuchtet jedem ein, dass ein Filter vor der Nase ausgeatmete Partikel jedweder Art an der Verbreitung hindert. Soweit, so gut. Wobei man auch dazu sagen muss: Bart tragen ist dann vorbei - denn dann nutzt auch der beste Filter nicht sehr viel.

Was mich ehrlich erstaunt, auch bei der Einschätzung der Influenza-Arbeitsgruppe der WHO (soweit ich mich erinnere, ich habe das Originalpapier seinerzeit durchgelesen - bzw. überflogen, finde es aber nicht mehr): Warum wird nirgends thematisiert, welche psychologische Wirkung Masken auf Menschen haben?

Ich (männlich, Jahrgang 1962, seit 1996 selbständiger Softwareentwickler/Problemlöser) behaupte von mir, eine robuste Psyche zu haben. Ich habe schon eine Bruchlandung (als Pilot, wohlgemerkt) überstanden und danach mich ums Aufräumen gekümmert, statt mich auf die angebotene Bahre zu legen. Aber wenn ich heute einkaufen muss (ich sage bewusst "muss"), fühle ich mich komplett unwohl. Die Menschen, mit denen man kommuniziert, sind nicht klar einzuschätzen. Eine Verkäuferin, die ich kenne, meinte: "Die Freundlichkeit ist weg". Konsequenz: Ich vermeide das Maskentragen wo immer es geht, leider kann ich mich auch nicht überwinden, die ansonsten übliche Blutspende zu leisten (0 neg, daher begehrt). Einkaufen lasse ich meine Frau oder gehe auf den Wochenmarkt, wo man (noch) keine Masken tragen muss.

Mal ehrlich: Wenn Sie die Bilder aus China, Korea oder sonstwo in Asien sehen, fühlen Sie sich dann dort hin gezogen? Ich nicht.

Und unsere Kinder (ich habe zwei Töchter und drei Enkel, zum Glück die meisten in der Schweiz)? Wie konditionieren wir die, wenn wir ihnen Masken und Abstand aufzwingen? Was macht das mit ihnen, wenn wir den Nächsten vor allem als Gefahr definieren? Müssen wir die Bibel jetzt umschreiben:  "Du sollst Deinen Nächsten meiden wie Dich selbst"? (nur als Beispiel, ich bin Agnostiker).

Ich könnte das bei einer echten großen Gefahr alles verstehen. Aber nicht bei dem, was grade um die Welt geht - denn das Wichtigste scheinen mir allgemeine Hygieneregeln zu sein (die ich gerne und seit vielen Jahren einhalte): Häufig Hände waschen, gut lüften, keine Hände schütteln im Winter.

Ich behaupte, damit wären wir auch gut durch diese Krise gekommen. Wir sollten uns lieber um die wirklichen Probleme kümmern: Überall dort, wo Menschen in schlechten Verhältnissen leben (Stichwort: Arbeiterintensivhaltung) breiten sich Krankheiten jedweder Art massiv aus. Und das war, soweit ich es einschätzen kann, schon immer so.

Aber genau das scheint die Wenigsten zu interessieren. Keine guten Aussichten.

Beste Grüße aus einem relativ entspannten Nordrhein-Westfalen


Gerhard Höger-Hansen