Högis Cyberspace

Gerhard Höger-Hansens private Website

Nachdem der Sommer nun vorüber ist, kann man sehr schön verfolgen, wie die zweite Welle der Corona-Pandemie an Fahrt aufnimmt. Ob es sich vielleicht um eine ganz normale, jahreszeitlich übliche Erkältungswelle handelt, ist eine selbstverständlich verbotene Frage und darf nicht gestellt werden.

Die Voraussetzungen sind optimal:

  • Die Sommermonate wurden von Testherstellern genutzt, um zahlreiche neue Tests auf den Markt zu bringen. Die Politik hat dafür gesorgt, dass diese Tests keiner Standardisierung unterliegen, und der für die Einschätzung tatsächlicher Infektiosität wichtigen Schwellenwerte (Ct-Wert) fallen nach wie vor in der Regel unter den Tisch (siehe Links unten)
  • Zum Ausgleich dafür hat man die Testzahl auf rund das dreifache gegenüber dem Frühjahr erhöht. Ein gutes Geschäft (auf Kosten aller), nebenbei bemerkt - bei Gesamtkosten von 100 Euro (siehe https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/corona-tests-kosten-100.html) wären wir jede Woche derzeit rund 100 Millionen Euro los, wenn man Mengenrabatte annimmt, ist immer noch ein Haufen Geld im Spiel.
  • in jeder Wintersaison sind vermehrt auch Corona-Viren (welche bisher als harmlos galten) unterwegs, was eine erhöhte Falsch-Positiven-Rate für PCR-Tests auf das SARS-CoV2 Virus zu Folge haben wird. Die vom RKI genannten Genauigkeiten scheinen mir in diesem Zusammenhang ziemlich optimistisch, um es vorsichtig zu formulieren. Selbst der bisherige "Chefvirologe" Christian Drosten hat das im Zusammenhang mit der MERS-Epidemie in den arabischen Staaten im Jahr 2014 so formuliert. Vielleicht ein Grund, weshalb jetzt ein "Modellierer" zumindest teilweise seine Funktion übernommen hat. Wir erinnern uns: In Modellrechnungen im Frühjahr wurden z.B. für Schweden irre hohe Todesraten prognostiziert (siehe z.B. https://www.nationalreview.com/corner/professor-lockdown-modeler-resigns-in-disgrace/ - danach hätte Schweden mit seiner Strategie am 1. Mai rund 40.000 Tote zu beklagen gehabt, es sind aber knapp 3.000 gewesen - mit allen Unsicherheiten, siehe Corona und der Tod). Man hat halt mit exponentiellem Wachstum gerechnet und dämpfende Faktoren ausgeblendet. Die Realität sieht zum Glück anders aus.
  • Und ja, es werden wieder mehr Menschen wegen respiratorischen Erkrankungen im Krankenhaus landen. Der Winter kommt. Interessant wäre hier ein Vergleich mit den Vorjahren, bevor man Alarm schlägt. Diesen Vergleich finde ich nirgends, der Alarm bezieht sich stets auf die positiven PCR Ergebnisse. Und Machtmenschen wie Herr Söder sprechen gar von der "Mutter aller Zahlen" - Sadam lässt grüßen.

Ein weiteres Beispiel, wie die Massentestungen zu Irrungen führen können, ist mir neulich bei einem Gespräch mit einer Bekannten zu Ohren gekommen. Ein befreundeter Arzt hatte sich nach der Rückkehr aus dem Urlaub am Flughafen Frankfurt mit seiner Familie (Frau, 2 Kinder) testen lassen wollen. Die betreffenden Formulare waren ausgefüllt und abgegeben, aber die Prozedur dauerte so lange, dass die Familie aufgab und sich der Arzt entschloss, am nächsten Tag in der eigenen Praxis selbst zu testen. Dieser Test war im übrigen negativ.

Kurz darauf wurde der Familie seitens des Gesundheitsamtes ein Quarantäne-Bescheid zugestellt, weil von den vier Personen angeblich drei positiv getestet worden waren.

Wie oft sowas vorkommt, kann man nicht sagen. Dass es vorkommt, ist eigentlich ein Skandal, aber bei der planmäßigen Überlastung aller Beteiligten nicht wirklich erstaunlich. Hoffen wir, dass das wenigstens ein Einzelfall ist. Vielleicht ist es auch nur ein moderner Mythos, aber da meine Bekannte und der Betroffene sich kennen, scheint mir das unwahrscheinlich.

Meine Einschätzung: Wenn es um den Schutz unserer Gesundheit ginge, müsste zumindest eine Standardisierung und eine Gewichtung der Ergebnisse nach dem für den Nachweis notwendigen Ct-Wert erfolgen. Selbst wenn die Tests nicht vergleichbar sind, kann niemand bestreiten, dass Betroffene mit einem niedrigen Ct-Wert weitaus infektiöser sein dürften als jene mit einem hohen Schwellwert. Wird dieser Wert ignoriert, wie es offensichtlich der Fall ist, bekommt man einen weitgehend sinnlosen Zahlensalat, was die Nachverfolgung von Infektionsketten ad absurdum führt.

Anders gesagt: Wenn ich einen Positivbescheid mit Ct=10 und einen mit Ct=30 habe, sollte ich zuerst den Ersteren verfolgen und in Quarantäne schicken. Fehlt mir diese Gewichtung, ist die Gefahr, die gefährlichen Fälle zu übersehen und die Falschen in Quarantäne zu schicken, sehr groß.

Weitere Links:

Artikel in der Epoch Times (Zeitung aus New York, mit chinesischen Wurzeln): https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/corona-test-nach-drosten-standards-umstritten-us-experten-90-prozent-der-positiv-getesteten-ungefaehrlich-a3338923.html

Artikel in der Tagesschau über den Wegfall der Ct-Werte: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/gesundheitsaemter-corona-tests-101.html

Stellungnahme von mimikama (ein Verein gegen Mißbrauch im Internet) zu Aussagen von Frau Prof. Dr. Ulrike Kämmerer von der Uni Würzburg. Interessant übrigens, dass selbst Prof. Drosten den Schwachpunkt benennt: https://www.mimikama.at/aktuelles/pcr-test-coronavirus-nachweisen/

Zur Klarstellung: Eine klare Unterscheidung nach infektiös und nicht infektiös wird nicht möglich sein, eine Gewichtung aber schon. Und bei den Massendaten, die gerade produziert werden, wäre das wichtig. Dass es unterbleibt, scheint mir ein grober handwerklicher Fehler. Für diese Aussage braucht man kein Virologe zu sein.